Anna Kowalska

»Endlich zuhause?«
Über ein Projekt aus dem Jahr 1994 zur Rehumanisierung der Siedlung »Alte Hellersdorferstraße«

Ausstellung, Performance und Installation.
Oktober 2016 – Oktober 2017

Ausgangspunkt des Kunstprojekts von Anna Kowalska sind Entwürfe des belgischen Architekten Lucien Kroll für die Umgestaltung und Rehumanisierung der Plattenbausiedlung Alte Hellersdorfer/Zossener/Stendaler Straße aus dem Jahr 1994. Kroll und seine Mitarbeiter_innen hatten zusammen mit den Bewohner_innen Vorschläge erarbeitet. Die sehr hoch und dicht gebaute Siedlung sollte qualitativ verbessert werden. Sie sollte wandelbar bleiben und mit der Zeit und den Wünschen der Mieter_innen verändert werden können. Anstatt sie abzureißen, sollten die Gebäude stufenweise rückgebaut, die Wohnungen flexibel umgestaltet und die Innenhöfe so angelegt werden, dass dort kommunikative Orte entstehen könnten.

Wenige Unterlagen und ein bislang nur in französischer Sprache erschienenes Buch von Kroll sind die einzigen verbliebenen Zeugnisse der geplanten Umgestaltung. In der Siedlung sind nur einzelne Fassadenelemente und einige überdachte Sitzgelegenheiten zu sehen, die den Entwürfen von damals zugeordnet werden können. Mehrere Gebäude wurden abgerissen, im nördlichen Teil des Quartiers wächst eine Kleinsiedlung aus Einfamilienhäusern mit Vorgärten. Die Grundidee des »Inkrementalismus« – einer rücksichtsvollen Veränderung der Lebensumstände in Rücksprache mit den Bewohner_innen – wurde nicht umgesetzt.

Lucien Kroll erstellte damals einen Plan, der in mehreren Phasen über die Jahre von 1994 bis 2019 als roter Faden angelegt war. Er orientierte sich am »instinktiven Verhalten der Fußgänger_innen« im öffentlichen Raum, und zwar an den Fußspuren nach dem ersten Schnee. Sie bildeten – zusammengefügt – einen Pfad aus vielen Einzelspuren und es entstand ein neuer Weg, der durch die Siedlung führt. Die rote Linie auf dem Plan markierte somit eine Hauptbewegungsachse, die gemeinsam mit den vervollständigten Etappen des Vorhabens wachsen und eine Verbindung zu den Grünflächen der Umgebung (Wuhle, Hönower Weiherkette) herstellen sollte.

Können wir aus den Entwürfen von damals für heute etwas lernen und anwenden?

Während einer ersten Präsentation (Teil 1) vom 10. Dezember 2016 bis 21. Januar 2017 in der station urbaner kulturen wurden erste Ergebnisse der Recherche vorgestellt und diskutiert.

Als temporäres Erinnerungsobjekt an die Pläne von Lucien Kroll aus dem Jahre 1994 zeichnete Anna Kowalska die rote Linie in der Siedlung Alte Hellersdorfer/ Zossener/ Stendaler Straße mit ausgelegten Stoffbahnen nach. Am 25. Juni 2017 fand ein geführter Spaziergang entlang dieser Linie statt.

Vor dem Hintergrund aktueller Ideenwerkstätten des Quartiersmanagements zur Umgestaltung des Kastanienboulevards mit Bürger_innenbeteiligung installiert die Künstlerin Plakate im öffentlichen Raum, die den Anwohner_innen Lucien Krolls Ideen wieder zugänglich machen. Bei einem Gesprächsabend wird deren aktuelle Bedeutung und Relevanz in Bezug auf den Kastanienboulevard diskutiert.

Anna Kowalska lebt und arbeitet in Paris. Die Jury wählte diese Recherchearbeit im Rahmen des Kunstwettbewerbs aus, da sie wichtige Fragen zu räumlichen und sozialen Zusammenhängen, zu neuen Formen des Zusammenlebens und zu übriggebliebenen Utopien in Großwohnsiedlungen aufwirft.


Foto: Michel Grün


5 Oktober 2017, Interkulturelles Brunch und Diskussion im Haus Babylon
in der Siedlung Alte Hellersdorfer/Zossener/Stendaler Straße



30 September 2017, Abschlusspräsentation und Diskussion in der station urbaner kulturen mit Ralf Protz (Kompetenzzentrum Großsiedlungen e.V.), Urs Kohlbrenner (Erfahrung für Perspektiven) Jesko Fezer (Studio Experimentelles Design, HFBK Hamburg) und Anna Kowalska (Künstlerin). Moderation: Jochen Becker


Plakate auf dem Kastanienboulevard (Arbeit zerstört)

 

  


Teil 2: Ein geführter Spaziergang entlang der roten Linie im Quartier Alte Hellersdorfer/ Zossener/ Stendaler Straße am 25. Juni 2017

anna_cl

wand1_cl  wand2_cl  wand3_cl
Teil 1 (Präsentation) im Dezember 2016 in der station urbaner kulturen

Save the date!
Do. 5. Okt. 2017, 10 Uhr
Anna Kowalska »Endlich zu Hause – Der Rote Faden«
Interkultureller Brunch im Haus Babylon, Stephan-Born-Str.4, 12629 Berlin
Babel e.V. Interkulturelle Sozialarbeit, www.haus-babylon.de